"Malen ist vor allem ein Prozeß, an dem alle Sinne, der Verstand, die Gefühle und die Intuition teilhaben. In jedem Menschen liegt die Möglichkeit, am Kreativen Schöpfungsakt teilzunehmen. Unser Körper wird zum Instrument, mit dem wir alle denkbaren Form- und Farbkräfte zum Ausdruck bringen können. Ganz wesentliche Erfahrungen können beim sogenannten `Blindzeichnen´ gemacht werden (Blindes Vetrauen in die Körperbewegung). Die tieferen Ebenen unseres Seins sind mit den Gesetzen der Schöpfung identisch, aber oft verschüttet. Über das Ausdrucksmalen aus der Mitte des Körpers heraus kann sich der Malende mit den Ursprungskräften in sich verbinden. Die Versöhnung mit seinem Kern führt zur inneren Sicherheit und zur Verbindung mit dem Gegenstandsgeist der Schöpfung. Unabhängig vom Grad einer Gestörtheit unseres Lebens sind die universellen Kräfte latent in uns vorhanden. Die Spielregeln der Gestaltung lassen sich aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur ableiten, die auch eine Orientierung für Gesundungsprozesse bieten. Jeder Malende mit seinen existenziellen Ängsten und seelischen Wunden kann in Berührung kommen mit dem Strom der Naturkräfte und von daher Energien schöpfen, wenn er sich einläßt auf das schöpferische Spiel. Selbstwert und Selbstvertrauen werden geweckt und bis dahin verborgene Kräfte und Fähigkeiten entdeckt."
Lebensraum - Bildraum
Unser Lebensraum ist bedroht. Es bedarf keines Beweises mehr, da es täglich geschieht. Es spricht alle Welt davon, wir wissen es nun, und die Ursachen für diese Situation werden immer deutlicher erkennbar. Ein Großteil ist auf unsere unzulängliche menschliche Verhaltensweise zurückzuführen. Die Lebensraum-besetzung auf diese zerstörerische Weise ist nun mal ein Problem. Wir hätten ja die Möglichkeiten, sinnvolle Schritte zu tun - die Möglichkeiten dazu sind vorhanden, wenn wir die Tugenden der Vernunft, der Liebe, der Achtsamkeit, der Kooperationsfähigkeit, den Respekt vor der Schöpfung selbstverständlich praktizieren würden. Zum Glück wächst die Einsicht zum Handeln. Noch ist es eine Minderheit. Es ist also ein Thema, das uns beschäftigt und nach Lösung drängt. Für mich ergibt sich daraus mein Thema der Malerei, mit dem ich mich auseinander setze und versuche, es zu gestalten. Die Bildfläche ist gleichnis-haft der Lebensraum, den ich so füllen kann, dass der Raum verdrängt wird und ich den Radius, den die Teile und die Gegebenheiten im Bild brauchen, missachte. Eine Wirkung hebt dann die andere auf. Anstatt eines Dialoges, wo eines das andere respektiert, entsteht Kampf zwischen den Teilen. Wenn ich den Lebensraum wie den Bildraum respektiere, muss ich meine rein subjektiven Anliegen läutern und so einsetzen, dass der Raum erhalten bleibt.
Das bisher Erwähnte lässt sich auch übertragen auf unser zwischen-menschliches Verhalten. Auch da spielt der Raum, der entsteht, eine lebenserhaltende Rolle. Auch in einer Beziehung kann der Raum durch egoistisches, subjektives Verhalten der Partner verdrängt werden und die Realisierung der Persönlichkeit verhindern. Die Autonomie der Persönlichkeiten entscheiden auch darüber, wie weit der Lebensraum möglich wird. Es hängt von unserer Verhaltensweise in Zukunft ab, ob wir die Probleme unserer Zeit lösen können.
Alfred Darda, 2012
Zum Schluss Worte zum Thema Raum von Laotse:
„Man knetet Ton zurecht zum Trinkgefäß.
Eben dort, wo keiner ist, ist des Gefäßes Brauchbarkeit.“
„Man meißelt Tür und Fenster aus zur Wohnung.
Eben dort, wo nichts ist, ist der Wohnung Brauchbarkeit.“
„Wahrlich: Erkennst Du das Da-Sein als ein Gewinn,
Erkenne: Das Nicht-Sein macht Sinn.“